Irgendwie hat alles 2019 angefangen. Ich hatte die bescheuerte Idee eine Mitteldistanz machen zu wollen. Eine Mitteldistanz. Leider hat mich keiner davon abgehalten und weil es ein schöner Wettkampf werden sollte – fiel die Wahl auf den 70.3 in Luxembourg. Schwimmen in der Mosel, Radfahren in Lux und Frankreich und Laufen in Luxembourg. Ein Teil der Schwimmstrecke scheint auch auf deutscher Seite zu sein. Dreiländer-Triathlon. Yeah.
So schnell ich angemeldet war – so schnell kam die Panik auf ob ich das schaffen könnte. Trainingspläne der Triathlon Crew Cologne empfohlen bekommen und los gings. Irgendwann Anfang 2020 kam dann Corona und ruckzuck kam auch die Absage bzw. Verschiebung auf Oktober. Das dies auch nicht funktionierte wusste zu diesem Zeitpunkt auch noch keiner. Also weiter trainieren. Wieder kein Wettkampf und hoffen dass 2021 alles besser wird. Wurde es natürlich nicht und so wartete ich nun doch 2 Jahre auf meinen ersten Start bei einem Ironman 70.3.
Ich hielt im Vorfeld die Trainingspläne penibel ein – hatte im Frühjahr sogar eine Leistungsdiagnostik Laufen gemacht was mit meine Trainingsbereiche und auch Grenzen aufgezeigt hat. „Nebenher“ noch für den Marathon in Paris trainiert und drei Wochen wegen scheiss Covid eine Zwangspause einlegen müssen.
Dann war plötzlich „race week“ – eine Woche vorher waren wir noch zusammen mit Michelle und Patti in Indeland – für mich ein Testwettkampf und auch nur der Sprint. Da hatte alles gut funktioniert und so konnte eigentlich nix mehr schief gehen.
Wohnmobil gepackt – alles fünf mal kontrolliert und schwupps waren wir auf dem Campingplatz an der Mosel. Kurz alles aufgebaut und über die Brücke nach Remich zum Checkin. Startnummer. Bändele und kurz noch die „Messe“ besucht. Die bestand dort aus einem Merchandise-Zelt von Ironman und einem Stand von Maurten. Eigentlich kannst du Triathleten ja alles verkaufen ……… warum hier auf sowas verzichtet wird? Danach noch einen zumindest vegetarischen Döner und ab in die Heia. Der Starterbeutel eigentlich eine Frechheit. Gutscheine für irgendwelche Sachen. Eine Dose Red Bull. Wow.
Der Campingplatz wurde gefühlt nur von Teilnehmer:innen besucht und so wurde schon am frühen morgen die letzten Technikchecks und kurzen Testfahrten und Läufe gemacht. Frühstück und dann gemütlich rüber nach Remich. Den ganzen Tag fanden dort verschiedene Sachen statt. Triathlon für Kids zum Beispiel. Wir haben uns den halben Tag dort mit Taina und Norbert – der auch startete – rumgetrieben und die Stimmung genossen. 14 Uhr Athletenbesprechung. Und dann ging es für mich zum Rad-Checkin. Ich wollte aufgrund der brütenden Hitze so spät wie möglich mein Rad einhängen. Beutel abgegeben und alle Laufwege ein paar mal abgelaufen. Danach direkt zur Pasta-Party mit Taina und Norbert und früh ins Bett.
Die Wettervorhersage: Wolkenlos. 34 Grad. Geil. Nicht.
Dann war er da der Tag. Auf den ich 2 Jahre gewartet habe. 5 mal aufs Klo und kaum das Toastbrot vor Aufregung runtergebracht. Flaschen gefüllt. Gels eingepackt. Überall das gleiche Bild und wenn du dann im Sonnenaufgang über die Brücke der Mosel gehst – vor dir – hinter dir unter dir – überall Menschen die das gleiche Ziel haben. Irgendwie Gänsehaut?! Flaschen ans Rad – Luft in die Reifen – Nochmal in die Beutel geguckt. Nochmal Laufwege angeschaut. Nochmal Klo. Dann kam die Durchsage die zu erwarten war: 24.8 Grad Wassertemperatur. Ohne Neo bin ich noch nie 2K im Freiwasser geschwommen aber das wird schon. Dachte ich. Anstellen in die Schlange und fast 40 Minuten warten müssen bis ich ins Wasser konnte. Ich wollte langsam anfangen und das hat super geklappt. So langsam das ich eigentlich nur überholt wurde und auch an keinem der Anderen dran bleiben konnte. Dazu schwimm ich noch zu weit links aussen und musste immer wieder korrigieren. Anfängerfehler. Ich kam überhaupt nicht in Schwung. Alles war scheisse. Beine. Arme. Die Brille sass zu eng und ständig schwommen andere über mich drüber. Dann noch einmal Wasser in der Brille und ich versuchte noch irgendwie das Ding bis zum Ufer hinzukriegen. Schwimmzeit dann 55 Minuten. Ich meine ein Stein schwimmt schneller.
Radbeutel. Sonnencreme und raus auf die Strecke. Die ersten 30 Kilometer sind flach und man kann hier ganz gut aufholen. Bis zum ersten Anstieg stand ein 36er Schnitt auf der Uhr – ich war zufrieden. Dann kam der erste Anstieg. Der lief noch gut und auch hier konnte ich noch überholen. Erste Verpflegungsstelle nach 36 KM und auch das Flaschentauschen hat super geklappt. Aber liebe Organisation. Wenn es schon eine Litteringzone gibt – dann kontrolliert das doch auch. Da lagen KM nach der Verpflegungsstelle immer noch Flaschen am Rand. Ich hatte das Höhenprofil der Strecke tatsächlich nicht so hart in Erinnerung und so wurden die Anstiege immer härter und die Abfahrten nicht wirklich erholsam. Etwa bei KM 50 hat sich irgendwas an meiner Schaltung verbuxelt und ich konnte nur noch auf dem kleinen Blatt fahren. Bei den Anstiegen super – aber auf der Ebene und den Abfahrten einfach Kackescheisse und das hat mir dann beim Radfahren komplett den Stecker gezogen. Hier wieder nur noch überholt worden und ich konnte ja nicht schneller. Dazu noch beim letzten Anstieg eine Verwarnung vom Kampfrichter bekommen. Windschattenfahren. Bergauf bei 9 KM Geschwindigkeit.
Die letzten 3 KM der Radstrecke läuft parallel zur Laufstrecke und da schwante dann böses. Die Strecke muss dreimal gelaufen werden – und wenn du dort Leute schon komplett fertig siehst die noch auf der ersten Runde sind. Sehr motivierend. Wechselzone. Raus auf die Laufstrecke. Nicht zu schnell anfangen und lieber ein bissle langsamer. Das Ding einfach ins Ziel kriegen. Immer wieder Laufpausen und sich von Verpflegungsstation zu Station – wo glücklicherweise Duschen aufgebaut waren – gehangelt. Mein Wunschzeit von 6.30h war nach dem Schwimmen – spätestens nach dem Rad nicht mehr zu erreichen. Es war so verschissen heiss auf der Strecke und neben den Duschen haben Zuschauer:innen an der Strecke immer wieder mit Wasserflaschen einfach die Leute nass gespritzt. Erste Runde, zweite Runde und dann kamen die letzten 7 KM. Ich wollte nimmer. Ich konnte nimmer. Mein Puls war komplett am freidrehen – aber ich wollte die Medaille. Ich wollte die Startnummer an der Wand haben. Wieder Gehpausen. Immer wieder an anderen Läufer:innen rangehängt – sich abgewechselt. Sich gegenseitig angeschrien. KM 19. Franzi stand am Rand. Sie lief dann wohl ne Weile neben mir auf dem Gehweg und hat versucht mich zu supporten. Letzter Wendepunkt. Letztes Bändele und die letzten Meter zum Ziel. Nicht mehr abbiegen auf die Strecke. Geradeaus auf den Teppich. Zu dritt sind wir den letzten KM gelaufen und so auch ins Ziel. Wir sind bei 7.30h und von hinten macht noch einer einen Zielsprint zwischen uns durch. Was soll das?
Medaille. Hinsetzen. Realisieren. Mitteldistanz. Ich. Derjenige der bis vor 4 Jahren Sport nur aus dem TV und dem Stadion kannte. Der Raubbau an seinem Körper betrieb. Geschafft. Im Kopf schon mit der Triathlon-Karriere abgeschlossen. Am Ausgang Franzi gefunden. Geheult. Handy wieder bekommen und dann mal die ganzen Nachrichten ins unseren Gruppen nachgelesen. Wieviele Leute mit mir mitgefiebert haben. DaZke.
Athletes Garden. Bissle was gegessen. Rad abgeholt und zurück zum Wohnmobil. Dort nochmal Taina und Norbert getroffen – der der Hitze beim Radfahren Tribut zollen musste – kurz gequatscht und dann mussten wir uns schon verabschieden.
Heimfahrt am nächsten Tag und im Kopf schon die Überlegung wo nächstes Jahr gestartet wird. 🙂 Für uns gehts in knapp 5 Wochen beim FFM City Triathlon wieder weiter. Dann auf der OD.
Danke ans beste Supporter-Mädchen Franzi. <3