Da sitz ich nun auf dem Bett – Kopfhörer auf – laut Punkrock und ein (alkoholfreies) Bier und versuche das ganze in Worte zu fassen was da am We in Indeland passiert ist.
Fangen wir weiter vorne an. Wir waren vor zwei Jahren hier schon einmal. Mit den Ramones. Aufgrund diverser Umstände bestreiteten wir „nur“ den Sprint und waren von der Veranstaltung so unfassbar begeistert. Hier könnt Ihr den Bericht von damals lesen.
2023 wollte ich in Geraadsbergen die Challenge bestreiten und als Testwettkampf hatte sich die OD in Indeland angeboten. Weil 2023 für mich zumindest sportlich ein Scheissjahr war – alles gecancelt und auf dieses Jahr geschoben. Und weil es gefühlt kaum noch bezahlbare Mitteldistanzen gibt hab zumindest ich ein Upgrade gemacht. Franzi blieb bei der OD.
Das Training dieses Jahr lief gut – ich blieb bis auf ein paar Ausrutscherchen gesund und hatte keine Verletzungen. Yeah. Durch unser festes Feriendomizil am Breitenauer See konnten wir auch relativ häufig Freiwasserschwimmen üben. Davon ab dass es im Dorf ein Schwimmbad mit ner 50er Bahn gibt. Ich werd trotzdem nicht schneller – aber es fühlt sich leichter an. 🙂
Franzi hatte vor ein paar Wochen einen doch schlimmeren Radunfall – an eine OD war nicht zu denken. Downgrade auf Sprint aber auch das ging leider nicht. Keine Schwimmfreigabe mit der Wunde. Und auch kein Training. Nix. Dann wieder mal „nur“ als Supporterin dabei.
Ich hatte eine Woche vor Indeland einen kleinen Sturz auf einer Ausfahrt und räumte einen Bauzaun um. Der Ellenbogen rechts war geschwollen und tat höllisch weh. Ein bissle Eis und kein Anruf beim Arzt haben es besser gemacht. Allerdings – und das ist immer noch – kann ich den Ellenbogen nicht belasten. Ich musste also alles umdenken und auf das Rennrad umsteigen. Ich konnte nicht länger als ein paar Minuten auf den Aufliegern des TT sein und dann bringt das TT halt auch nüscht.
Samstag früh ging es dann endlich los. Unterwegs noch bei sehr lieben Freunden irgendwo in der Eifel einen Kurzbesuch abgestattet. Weiter nach Aldenhoven. Startunterlagen abholen. Immer noch alles sehr gemütlich dort.
Durch die EM sind die Hotelzimmer rund um Köln erstens sehr knapp und zweitens auch mies teuer. Trotzdem hatten wir etwas bezahlbares im 15km entfernten Jülich gefunden. Eingecheckt. Kurz ausgeruht und den letzten kurzen Lauf absolviert. Rund um die Zitadelle. Schönes Ding.
Italiener. Pasta. Hotel. Gummitiere. TV. Schlafen. Viel zu früh wach und aufgeregt. Alles vorbereitet. Alles fünf mal kontrolliert. Flaschen vorbereitet. Eingepackt. Auto.
In Aldenhoven angekommen hatten wir noch nen richtig guten Parkplatz gefunden. Ich konnte in Gehweite zu allem nochmal alles durchkontrollieren. Meine Laufwechselzone einrichten und mit dem Rad zum See fahren. Diese 6km durch Wohngebiete und Felder mit hunderten Anderen die genauso gucken und aufgeregt sind ……
Franzi musste mit dem Shuttlebus fahren. Am See angekommen. Die Wechselzone 1 hatte freie Platzwahl. Also erstmal gucken wo es am geschickesten ist und vorallem merken wo das Rad hängt. Babypuder in die Schuhe, eingeklickt. Sehr viel Platz drumherum. So soll das. Richtung Schwimmstart – Toilettenpause – Franzi getroffen. Um uns herum viel gewusel. Die verschiedene AK starteten zu unterschiedlichen Zeiten. Die Zusammensetzung der Startgruppen habe ich bis heute nicht verstanden. Muss ich aber auch nicht.
Natürlich hab ich am Rad was vergessen und musste nochmal zurück – neben mir rannte eine junge Frau zurück zur Wechselzone (2 Minuten vor ihrem Start) und kam eine Minute später mit ihrer Schwimmbrille wieder zurück.
Ich hatte noch 15 Minuten Zeit. Noch ein Gel reinquetschen. Einteiler hoch. Neo an. Verabschieden. In den Schwimmstartbereich. Mütze auf. Brille auf. Rein in das 18 Grad kalte Wasser. Ich habe mich relativ weit rechts und hinten eingereiht. Ich wollte nicht sofort komplett überschwommen werden. Ich hatte als Plan das ganze in knapp 45 Minuten zu meistern. Also nix überreissen und dein Rennen schwimmen, Markus. Egal was die Anderen machen. Nicht nach hinten gucken.
Startschuss. Und komplett Waschmaschine und Eskalation. Yeah. Ich fing trotzdem einfach an zu schwimmen. Bekam ein paar Beine ins Gesicht und Hände auf den ganzen Körper. Neben mir schwamm noch so ein Stein und an ihm konnte ich mich orientieren. Das half ganz gut bis fast zum Ziel. Ich wusste dass meine Startgruppe nicht allzu gross war und ich konnte auch sehen wieviele Leute sehr weit vor mir waren. Ich musste mich nicht umdrehen um zu wissen, dass ich fast ganz hinten bin. Das leise Tuckern des Schlussbootes bestätigte es. Etwa 200 Meter vor dem Ziel wurde ein älterer Mann aus dem Wasser gezogen. Wie ich später gesehen habe – nach 1.07 Stunden. Er startete mit einer der ersten Startgruppen. Hier muss man echt mal fragen – warum der Mann nicht vorher aufgefallen war. Da sind zwischenzeitlich zwei komplette Gruppen durch.
Flaches Wasser. Aufstehen. Kurz nach hinten gucken – da waren noch ein paar Badekappen zu sehen. Zumindest nicht letzter. Neo auf und langsam lostraben. Indeland ist einfach mies mit nem richtigen Anstieg zur Wechselzone. Ich habe mir Zeit genommen und war in der Wechselzone wieder komplett „frisch“. Neo aus. Alles in den Beutel werfen. Helm auf. Garmin an. Rad aus dem Ständer und los laufen. Aufstieg und los gings. Ich hatte mir vorgenommen einen Schnitt knapp über 30 zu fahren. Nach etwa 3 KM rächte sich das langsame Schwimmen dann. Ich hatte niemand vor mir an den ich mich irgendwie halten konnte. Von hinten ballerten die Ligastarter vorbei (die Windschatten fahren durften) und in deren Gruppen sich normale Starter gezeckt hatten. Kampfrichter gab es gefühlt überhaupt keine. Ich hörte schon, dass es bei der Durchfahrt durch den Tagebau zwei kurze harte Rampen gibt – das die jeweils über 10% auf 500meter haben, wusste ich nicht. Bei der ersten Runde lacht man da noch und pfeift auch an denen vorbei die auf der zweiten Runde sind – ich wusste aber halt auch: Fetti da musst du auch nochmal durch.
Zurück nach Aldenhoven – am Ende blieb ein Schnitt von knapp 30. Da ich fast 85km alleine unterwegs war – bin ich super zufrieden. Vielleicht hätte ich mich einfach auch trauen sollen ein paar Watt mehr zu treten.
Vom Rad runter – Franzi gesehen – gefreut – Rad eingehängt. Socken, Schuhe, Gels, Mütze, los gehts. Plan war die 20k irgendwie in 2.x zu laufen. Raus aus der Wechselzone und es fühlte sich den ersten KM gut an. Dann hat irgendwas in meinem Rücken gekrampft. Tat bei jedem Schritt weh – kein Mimimi. Immer weiter. Das Dorf oder die Stadt Alenhoven hat scheinbar immer noch Bock auf diese Veranstaltung. Auf der kompletten Laufstrecke verteilt kleine Stimmungsnester. Das erste an einem Tattoo-Shop. Zu dem kommen wir noch. Erste Runde trotz Toilettenpause gut rumgebracht. Dann läuft man in dieser Hitze am Duschtruck von Bora vorbei und denkt sich: Scheiss auf den Triathlon ich will kaltes klares Wasser. 🙂 Wieder am Tattooshop. Hier musikalisch eine Mischung aus Ballermannhits und vermutlich den Onkelz. Da in der ganzen Gegend alles voll mit „Karlsbande“ Grafitis war – war auch hier der Scum nicht weit. Beim zweiten vorbeilaufen die ersten eindeutigen Tattoos gesehen und kurz überlegt eine weitere Disziplin anzuhängen.
Franzi stand da auch mal kurz zum anfeuern – und erzählte mir später noch dass dort natürlich neben Leyla auch DAS neue Lieblingslied der Nazis gespielt wurde.
Dann kam er: Der Kopf. Ich lief seit einer Runde mit jemandem – wir hatten das selbe Tempo und die gleichen Ziele. Das passte. Allerdings musste er häufiger eine kurze Gehpause einlegen und mein Kopf sagte: Hey das ist ja nice – lass uns da dran bleiben. Mentale Stärke ist echt nicht mein Ding. Da muss ich noch dran arbeiten. Letzte Runde – ein letztes mal von Franzi angeschrien worden und Richtung Ziel. Rein. Namen aufgerufen. Medaille. Kuss abholen. Yeah. Geschafft. Ich hatte beim Laufen schon gesehen dass ich meine Zielzeit verpassen werde. Am Schluss waren es wirklich nur ganz wenige Minuten – und wenn ich dran denke was ich beim Radfahren und Laufen noch hätte rausholen können.
Es war trotzdem meine schnellste MD. Eine Stunde schneller als in Luxembourg vor zwei Jahren. Und deutlich weniger kaputt danach. Ich bin sehr zufrieden mit mir und meiner Leistung.
Franzi und Freunde eingesammelt. Duschen. Pizzaria. Eine grosse Pizza bitte. Danke. Auf dem Weg zum Auto – war dann vor dem Tattooladen ein grosser Polizeieinsatz und beim Büdchen auf der gegenüberliegende Seite hatten wir zumindest noch eine Frau bewundern dürfen die den Menschen vor dem Kiosk entgegnete: „Das ist mein Land – verpisst Euch“.
Heimfahrt. Und ich war noch nie so froh, dass ich nicht fahren musste. Der komplette Körper tat weh. Alles. Wir haben noch ne Nacht am Wohni dran gehängt – auch weil es dann nicht so weit zu fahren war. Direkt eingeschlafen.
Es war wieder mal ein wundertolles Wochenende mit einer tollen Veranstaltung mit tollen Menschen. Danke an Alle die an mich gedacht haben. Trotzdem: Nächstes Jahr weiterhin keine MD. Ich will mich auf die OD konzentrieren – das ist auch vom Trainingsaufwand aktuell einfacher für mich zu handeln. Irgendwann wird es aber sicher wieder länger. 😀
Für uns gehts jetzt nach Roth – ganz viele Menschen supporten – ganz wichtig natürlich die Triathlon Punks. Und in 4 Wochen starte ich in Tübingen bei der dortigen OD. Was dieses Jahr sonst noch passiert – lass ich auf mich zukommen. Vielleicht noch ein oder zwei Sprints und ein paar Stadtläufe.