Dann also Paris. 2 Wochen nach dem unfassbar tollen Wochenende sitz ich nun hier in der Sonne auf dem Balkon. Immer noch Covid-Positiv aber zumindest Symptomlos.
Irgendwann im Nachgang von London dachte ich, dass es doch eine gute Idee wäre – in 2022 noch einen Marathon zu laufen. Bissle geguckt und Paris würde gut in die Saisonplanung passen. Weil ich manchmal ein bissle dumm bin – hab ich mich ohne viel zu überlegen angemeldet. Hinterher noch Menschen gefragt die Paris schon gelaufen sind – ok. Nicht so ne einfache Strecke wie gedacht. Läuft.
Ein paar Wochen später kam Familie Ramone mit dem Vorschlag ums Eck – dass wir doch beim Ekiden-run mitmachen können. Ein Wettbewerb von Keller Sports und Asics. Ein Team aus 6 Menschen läuft zusammen 42.195 KM (egal in welcher Zeit) zeichnet dies in einer App auf und alle Finisher-Teams landen dann im Lostopf. Gewinn: Reise nach Paris. Hotel. Startplatz und einmal komplett in Asics einkleiden. Gesagt getan. Teamname verstehen zumindest unsere Fussball-Freunde auf anhieb: „Mit Korn nach vorn“. Ein paar Wochen später – Insta-Live-Auslosung und verdammt – wir haben gewonnen. Grosse Freude, aber auch leichte Panik bei Franzi die nun einen Marathon laufen „muss“. Sie hat sich später aus diversen Gründen (hier nachlesen) dagegen entschieden zu starten und uns „nur“ als Support zu begleiten.
Ich wollte nicht die gleichen Fehler wie in London machen und meine langen Läufe zu schnell machen und auch sonst nur so halbherzig trainieren. Da mein Hauptaugenmerk allerdings auf dem 70.3 in Luxembourg in Juni liegt (lag), habe ich in meinen Tria-Plan einfach nur Longruns eingeplant. Grundsätzlich eine gute Idee ……
Mein Ziel war es Paris in 4.30h zu laufen – das wären über 30 Minuten schneller als London und schien zumindest was die Trainingsläufe anging realistisch. Drei Wochen vor Paris habe ich mir den Bienwald-Halbmarathon als Wettkampftest gesucht. Tempo, Schuhe, Ernährung testen. Es gab einen Pacemaker mit Zielzeit 2.15h und nach 2.13.xx war ich im Ziel. Als fast letzter – aber darum ging es ja nicht. Ich fühlte mich super und dachte ich kann diese Leistung auch in Paris auf die Strasse bringen.
Dann war es soweit. Donnerstag vor dem Marathon. Wir wollten alle zusammen fahren und daher war Treffpunkt Bingen. Abends mit dem Zug nach Bingen und dort bei den Ramones mit lecker Pizza begrüsst worden. Früh ins Bett und Freitag zum Zug. Leider konnten wir aufgrund eines verschobenen Fluges aus woanders – Astrid und Matthias erst Samstag früh begrüssen – im Herzen waren sie natürlich trotzdem die ganze Zeit dabei. 🙂
Bingen – Scheiss Kaiserslautern – Paris. Da bucht man sich extra die 1. Klasse und trotzdem sitzen da überall Menschen. Scheiss Lumpenproletariat. Paris raus aus dem Zug – Schneeregen. Wer verarscht hier eigentlich wen? 2.7 km bis zum Hotel gelaufen und dann ging es für uns auch schon Richtung Messe/Expo. Startnummern abholen und wir hatten uns im Vorfeld noch bei Asics eine Laufanalyse gebucht.
Startnummer ging schnell und sonst war die Messe tatsächlich unspektakulär. Die Asics Laufanalayse haben wir gemeinsam absolviert – was im Nachgang sehr viel Zeit gekostet hat – aber irgendwie sind wir auch als Gäng hier. Danach noch bei jedem Stand die dort stehenden Fotoboxen genutzt und wieder raus. Essen. Hotel. Frisch machen. Was richtiges Essen gehen. Wir haben dann in Hotelnähe ein super leckeres Kurdisches Restaurant gefunden. Zumindest vegetarisch. 🙂
Vor dem Frühstück erstmal laufen gehen – Place de concorde – Orangerie – Louvre – an der Seine entlang. Gemütliche 8 KM zum anlaufen. Unterwegs noch den Niederländischen Ableger der on-run-Crew getroffen. Fotos gemacht. Gefreut. Duschen und dann Frühstück endlich mit der ganzen Gäng – und während Astrid und Matthias danach ihre Startnummern holen mussten – gab es für uns Anderen einen Bummel durch Paris mit gleichzeitiger Suche nach Fotolocations. Wir waren ja nicht zum Spass da.
Der Wetterbericht für den Marathontag machte uns langsam sorgen. Morgens beim Start soll es knapp nur 1 Grad und auch im Laufe des Vormittages nur maximal 7 Grad haben. Wildes Diskutieren wie nun Kleidungstechnisch zu verfahren ist. Für mich gab es nur die lang/lang-Option mit Ärmelingen. Lange Hose hatte ich dabei und zum Glück hatte Franzi wenigstens ein Langarmshirt mitgenommen. Ich hatte aus welchem Grund auch immer nur kurz dabei. Ist ja Frühling. Haha. Abends das italienische Restaurant gegenüber geentert – der extra für uns grosse Portionen Spaghetti mit Tomatensosse machte. Noch ein bischen gequatscht …. schlummi, wir müssen ja früh raus. Die Startzeiten wurden aufgrund der vorher festgelegten Zielzeit vergeben, was dazu führte dass die schnellen um 8.15 Uhr starten – die langsamsten erst um 10.45 Uhr. Grundsätzlich ist so die Strecke für die schnelleren Läufer*innen besser zu laufen – auf der anderen Seite muss man das Feld auch nicht soweit auseinander ziehen.
Matthias und Patti mussten schon um kurz vor 7 Uhr Richtung Start los, während es für Michelle, Astrid und mich auch erst auf 8 Uhr reichte. Warm eingepackt zur Metro. Während dann immer mehr mehr Läufer*innen um uns rum waren – umso mehr kam das kribbeln. Ab zur Kleiderbeutelabgabe und da war mein Magen das erste mal der Meinung mich zu hassen – das ganze zog sich durch den ganzen Tag. Dazu später noch mehr. Die Sonne kam ein bischen raus – hoch zum Arc de Dinges – und dann haben wir uns zusammen in einen Startblock (eigentlich hatten wir drei verschiedene Startzeiten) „geschlichen“. Der Startblock wurde trotzdem in einzelnen Wellen auf die Champs Elysees entlassen und umso näher man kam umso mehr kribbelte es. Und dann war es soweit. Startlinie überquert. Wir liefen die ersten Meter zusammen und wollten Franzi noch abklatschen, die an dem Tag „nur“ die Foto- und Trackingfrau war. Danach haben wir uns leider verloren und erst am Ziel wieder gesehen.
Ich hatte mir vorgenommen mich nicht von schnelleren Läufer*innen ziehen zu lassen und mein Tempo zu laufen. Da ich in einem falschen Startblock war – hatte ich allerdings Schwierigkeiten mich auf mein Tempo zu konzentrieren und musste ständig auf die Uhr gucken und mich bissle Bremsen. 6.30/km war die Vorgabe. Die ersten Kilometer liefen – Zuschauer am Strassenrand – gute Stimmung. Alles super. Bei KM7 die erste Verpflegungsstation und Toiletten – der Magen grummelte etwas – ich ignorierte es trotzdem. Das flog mir bei KM 9-11 um die Ohren. Und hier muss ich sagen: Leute. Habt bei langen Läufen immer Ärmelinge dabei. Das rettet euch den Arsch wenn es schnell gehen muss und keine Toilette verfügbar. Danach war bei mir ein bissle die Luft raus und ich habe mich auf 6.40 festgebissen – es ging raus aus der Stadt – immer wieder sehr wellig und der Anstieg bei KM 18 hat mir ein bissle den Stecker gezogen, auch wenn man es dann wieder rollen lassen konnte. Das Wellige und das Kopfsteinpflaster war an dem Tag überhaupt nix für mich. Zumindest meine Ernährungsstrategie vor und während des Rennen funktionierte. Keine Krämpfe – kein Hungergefühl. Nur wie schon so oft – nach 15 KM etwa eine Art Krampf im Knie – der dann alle 5 KM wieder kam. Anhalten, in die Hocke und wieder weiter.
Beim KM 30 Franzi am Strassenrand entdeckt. Zu dem Zeitpunkt liefen wir glaube ich schon durch drei Tunnel und die taten echt weh. Die letzten KM im Kopf schon sämtliche Ausreden gesucht wie und warum man jetzt aus dem Rennen aussteigt und wie man das den Anderen verkauft. Kuss abgeholt und mich anschreien lassen müssen, dass ich gefälligst nicht aufhöre. Okeee.
Es kamen weitere Tunnel und der Eiffelturm irgendwo seitlich – KM35-37 bin ich mehr gegangen als gelaufen und ehrlich war mir die Zielzeit egal. Ich wollte einfach nur finishen. KM 39, KM 40, KM 41 und nu lief es wieder. KM 41 war dann der schnellste KM im Rennen für mich und als es um die Kurve auf die Zielgerade ging war einfach nur noch verschissene Freude da. Ein Gefühl zwischen Kotzen und direkt losflennen.
Ziellinie. Yeah. Ich habs geschafft. Das hat so weh getan. Medaille. Finisher-Shirt. Kleiderbeutel. Franzi hat mich eingefangen und ich musste dann einfach mal kurz alles rauslassen. Ich dachte nicht dass es so schwer sein kann. Zielzeit? Egal. Schlechter als in London. Jup. Aber auch egal. Ich bin ein Marathon gelaufen, habe meinen Körper wieder komplett an seinen Grenzen gebracht und es überlebt. Immer wieder in Erinnerung rufen, dass ich mit dem ganzen Scheiss erst vor knapp 4 Jahren angefangen habe.
Die anderen aus der Gäng gesucht. Gefunden. Bier getrunken. Gruppenfotos gemacht. Hotel. Duschen. Versuchen keinen Meter zuviel zu laufen. Ursprünglich war die Abreise für Sonntag abend für die anderen Vier geplant – nur Franzi und ich wollten bis Dienstag bleiben – gab es für mich eine Überraschung. Es gab Montag ein gemeinsames Geburtstagsfrühstück. Wow. Ganz grossartig. Daher konnten wir noch gemeinsam Essen gehen und den Tag auch gemeinsam ausklingen lassen. Wir haben einen veganen Burgerladen gefunden – ohne Pommes :/ dafür mit Bier.
Montag frühstück und nochmal versucht am Louvre ein paar Fotos von Michelle zu machen. Waren für Medaillenfotos noch auf dem Dach der Galerie Lafayette und dann war es auch schon Zeit gemeinsam zum Bahnhof zu fahren. Nach kurzer Wartezeit mussten wir uns verabschieden. Wir haben dann noch ein bissle Sightseeing gemacht – abends den Eiffelturm besucht und waren abends nochmal beim Lieblingskurden Börek und Pizza essen. 🙂
Dienstag. Auslaufen. Frühstück. Packen. Bahnhof. Nach Hause.
Paris. It was a blast. Danke Kellersports für alles. Auch wenn es für mich sportlich (Michelle hat eine neue PB gelaufen) nicht ganz so geil war – habe ich wieder gelernt daraus.
Danke Gäng für die Zeit. <3
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