Es war ein wildes letztes halbes Jahr.
Mitte August hatte ich beim Heckeschneiden (jaja) am Wohni plötzlich Schmerzen in der linken Leiste, die auf das komplette Bein ausgestrahlt hatten. Ich hab mir erstmal nix dabei gedacht. Es wurde aber nicht wirklich besser – schlafen und liegen war schwierig und laufen ging eigentlich gar nicht mehr. Im Laufe des nächsten Tages wanderte der Schmerz komplett ins linke Knie. Es fühlte sich original wie ein Bänderriss an. Es war geschwollen. Also gut. Dann mal auf in die Notaufnahme.
Der dortige Arzt vermutete „irgendwas Muskuläres, ich mach aber zur Sicherheit ein Röntgenbild“. Gesagt, getan. Ausser den Schäden im Knie die ich mir über Jahrzehnte hart erarbeitet hatte, wurde nix gefunden. Da die Schmerzen auch in den folgenden Tagen überhaupt nicht weniger wurden – habe ich dann doch mal einen Orthopäden besucht. Ist gar nicht so einfach einen Termin zu bekommen, wenn man gesetzlich versichert ist.
Die Schmerzen waren immer noch im Knie zu verorten – allerdings konnte wenn ich in die Hocke ging wieder für kurze Zeit schmerzfrei zu sein. Orthopäde macht Röntgenbild und verschreibt mir eine Kniebandage. Die Bandage hat allerdings noch mehr Schmerzen verursacht. Auch auf meinen Einwand, dass ich in der Hocke schmerzfrei bin – hat er null reagiert und mich trotzdem zum Knie-MRT geschickt. Hätte man sich sparen können. Da die MRT-Besprechung tatsächlich 3 Wochen später erst gewesen wäre haben wir uns andere Möglichkeiten überlegen müssen. Ich habe viel Yoga gemacht und mich viel gedehnt. Zusätzlich wurde der linke Oberschenkel massiert. Es wurde besser und plötzlich war der Schmerz weg. Geil. Den Marathon in Frankfurt hab ich mir da schon wieder abschminken können. Aber ich konnte wieder Laufen gehen und aufs Rennrad. Alles war cool.
3. Oktober. Aufgestanden und Yoga gemacht. Karlchen was zum Essen hingestellt und dabei ist es mir so hart in den Rücken gefahren, dass ich nur noch auf dem Boden lag. Allerdings habe ich keine Stellung gefunden, die mich irgendwie schmerzfrei gekriegt hätte. Es tat so unfassbar weh. Da Franzi nicht da war, habe ich mich im Haus entsprechend bemerkbar gemacht, bis mein Papa mich dann „gerettet“ und den Notarzt gerufen hat, der auch schnell da war. Ich hätte mir den Ischias eingeklemmt und solle auf dem Rücken liegen und die Füsse hoch lagern. Und weg war er wieder. Ich konnte nicht auf dem Rücken liegen. Ich konnte gar nix. Im Schneidersitz auf dem Wohnzimmerboden sitzen. Das war alles. Schmerztabletten halfen nicht. Liegen ging nicht und so hab ich versucht die Nacht im Sitzen zu verbringen.
Die folgenden Tage waren geprägt von noch mehr Schmerztabletten und Besuchen in der Notfallklinik. So eine Schmerzmittelinfusion ist schon ganz geil. 🙂 Zumindest hatte einer der Ärzte dann auch den Bandscheibenvorfall gefunden und mich zu einem entsprechenden Arzt geschickt.
Ein Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule (LWS) entsteht, wenn ein Teil, der geleeartige Kern der Bandscheibe, „vorfällt“ und auf die Nerven im Rückenmark drückt.
In diesem Tagen nahm ich täglich 2 Tilidin – 5×2 Novalgin 500 und 2-3 IBU600 um einigermassen schmerzfrei zu sein. Auf dem Weg zwischen Wohnzimmer und Toilette musste ich eine Pause machen und manchmal saß ich heulend auf dem Klo, weil es einfach weh tat. Der Schmerz war wieder hauptsächlich im Knie zu finden.
Ich hatte einen Termin im ZON in Stuttgart. Der mich behandelden Arzt Dr. Thaher machte direkt ein CT und es sah echt nicht geil aus. Der „eingeklemmte“ Nerv sah gegenüber den anderen wie ein Regenwurm aus. Er machte mir wenig Hoffnung auf eine Heilung ohne OP. Termin vereinbart – leider mit fast 7 Wochen Wartezeit. Zur Überbrückung noch mehr Schmerzmittel bekommen und Physio bzw. Krankengymnastik. Immer wieder auch Rücksprache mit der besten Physio-Nichte Lisa gehalten.
Den anderen besten Physio angerufen. Effektiv Physio in Schwaikheim. Und vom Leid erzählt. Jan ist selbst auch Triathlet, wir kennen uns und er hatte Bock zu probieren. Er hat mich täglich im Schlingentisch aufgehängt und hängen lassen. Es war eine Entlastung und ich war schmerzfreier. Die Einheiten wurden härter und es wurden mehr „gezogen“ und teilweise hing ich heulend da, weil es einfach so unfassbar weh tat. Stunden nach den Behandlungen waren die Schmerzen aber erträglicher. Manchmal konnte ich tatsächlich liegen und bin eingeschlafen – sonst war aber fast 4 Wochen lang meine Schlafposition: Schneidersitz aufrecht sitzend mit einem Kissen im Arm. Ich habe wohl oft auch mit mir selbst geredet und es war sicher nicht einfach für Franzi.
Ich hatte in den folgenden Wochen fast täglich Physio und jeden Tag wurde gesteigert. Neue Übungen. Mehr Bewegungen. Immer langsam gesteigert – geguckt was hilft – was ist nicht so gut. Ich konnte jeden Tag den Fortschritt sehen. Wir waren regelmässige Besucher im Mineralbad und ich sass stundenlang im 36 Grad heissen Pool dort. Wie so alte Leute.
Zwischendrin wurde ich ins MRT geschickt. Dr. Thaher wollte Bilder haben. Problem: Ich konnte immer noch nicht länger als eine Minute auf dem Rücken liegen. Erste MRT-Einheit nach 10 Sekunden abgebrochen. Ich hätte das da nie 10 Minuten oder länger ausgehalten. Neuer Termin zwei Wochen später. Meine Übungen wurden härter und die Schmerzen weniger. Ich wollte auf keinen Fall das zweite MRT auch verkacken und hab mich ein bischen mit Schmerzmittel vollgepumpt vorher. Autofahren wäre sicher nicht mehr gegangen. Und ich glaube ich bin in der Röhre kurz eingenickt. 🙂
Das MRT zeigte noch viel mehr was da an meiner LWS so alles Scheisse ist. Das wird in den nächsten Jahren noch Thema werden. Eine Woche später OP-Besprechung. Ich war zu dem Zeitpunkt schmerzfrei. Der Arzt schaut mich an – nimmt seine Maus in die Hand und löscht meinen OP-Termin. Noch ein kurzes: Wer keine Schmerzen hat – wird nicht operiert. Okeeeeeeee.
Jeden Tag weiter zur Physio. Und als ich dann endlich auf den Ergometer sitzen durfte waren die Tränen schon wieder da. Mittlerweile mache ich schon wieder vorsichtiges Krafttraining. Yoga. LWS-Übungen und werd nächste Woche kleine Entfernungen laufen. Nicht zu viel auf einmal – nix zu schnell machen. Ich will nächstes Jahr nicht wieder von vorne anfangen. Vielleicht kann ich im Januar wieder aufs Rennrad klettern. Schwimmen habe ich mich bisher wegen der Wassertemperaturen noch nicht getraut.
Mein Plan ist es im April einen Halbmarathon zu laufen – eine Mitteldistanz im August und im Herbst schauen wir mal. Aber es kommt wie es kommt. Und was nicht geht – geht nicht. Ich habe da einen Plan für 2026. 🙂
Ich – und weder der Arzt noch der Physio hätten gedacht dass wir das so hinkriegen. Ich habe und hatte das Glück jemanden zu haben der Bock hatte mir zu helfen.