Berlin Halbmarathon

Wo fang ich an? Vielleicht am besten letztes Jahr in Paris.
Die „mit Korn nach vorn!-Crew“ hatte Tickets für den Marathon inkl. Anfahrt und Übernachtung gewonnen.
Und ich war auch Feuer und Flamme und wollte darauf hin trainieren. Auch wenn ich mich selbst innerlich vielleicht ein bisschen ausgelacht haben. Soweit so gut, manchmal steckt man halt nicht drin und die Sache mit dem Stimmband war plötzlich da. Stimmbandlähmung nach NebenschilddrüsenOP. Shit!

Zuerst dachte ich damals ja, dass nur die Stimme beeinträchtigt ist, aber falsch. Eine Stimmbandlähmung oder auch Recurrensparese genannt, beeinträchtigt leider auch die Atmung. Oft kommt es auch zu Heiserkeit. Das hab ich vor allem nach Anstrengung gemerkt. Bei starker Anstrengung fange ich oft an zu keuchen und regelrecht nach Luft zu schnappen. Und ich werd richtig heiser.

Laufen und Ausdauersport war danach erstmal nur ne Qual. Das Asthma hatte ich endlich gut im Griff und dann kam das. Super. Aber ich hatte eine tolle Logopädin, die mir geholfen hat meine Stimme wiederzufinden und mein rechtes Stimmband so richtig in Gang zu bringen um einen Ausgleich fürs linke zu schaffen.
Es hieß es kann auch gut ein Jahr dauern bis das Stimmband wieder funktioniert. Paris bzw ein Marathon war für mich aber dann unerreichbar. Eine tolle Zeit in Paris hatte ich dennoch 🙂
Bericht von Markus gibts hier 🙂

Dann kamen der Indeland Triathlon und die OD beim Frankfurt City Triathlon und ich konnte immer finishen und das Training und das dranbleiben zahlte sich aus.

Doch das Stimmband wollte sich einfach nicht mehr rühren. Ich hab dennoch weitergemacht und der Gedanke „ok wenn ich schon keine ärztliche Erlaubnis für den Marathon bekomme- einen Halbmarathon will ich trotzdem schaffen“. Das hat sich voll im Kopf festgesetzt und so kam dann 2022 die Anmeldung für Berlin.

Dort wollte ich zum ersten Mal die 21,1 km laufen. Warum Berlin? Der wurde so gehyped und wenn schon dann sollte es was ganz besonderes sein. Also wieso nicht in die Hauptstadt?

Im Training dafür gab es einige richtig schlimme Momente wo ich dachte, dass schaffst Du nie im Leben. Heulend dazustehen, nach Luft zu japsen war nicht wirklich ein geiles Gefühl.

Ich war immer langsam, egal in welcher der drei Sportarten, aber jetzt hatte ich manchmal das Gefühl, dass ich gar nicht von der Stelle komme.

Die Luftnot war zum Teil einfach richtig krass. Das Asthma kann man gut unter Kontrolle haben, da gibt es Sprays, aber dieses verdammte Stimmband…das blieb. Und nach über einem Jahr hat es sich jetzt wohl endgültig verabschiedet. Laut Ärztin bleibt es wohl so, aber der Körper findet sich damit irgendwann besser zurecht.

Irgendwann hats aber auch in meinem Kopf klick gemacht- es ist scheiss egal, dass Du langsam bist- die Hauptsache ist, dass Du es durchziehst. Und so hab ich mein Training durchgezogen- dank Kickass und dem Training das ich gut anpassen konnte. Statt 6 Min Intervallen manchmal nur 4 min oder statt VO an manchen Tagen halt nur EB. Ich habe in der Zeit meinen Körper und das was er leisten kann neu kennengelernt.

Bei Kälte habe ich im Hals einfach starke Probleme und draussen laufen ist dann nichts. Danach ist sonst die Stimme einfach mal nen Tag weg. Habe das Laufband daher sehr zu schätzen gelernt. Bei hoher Anstrengung ist zwar auch die Stimme heiser danach, aber zumindest die Kälte schadet nicht auch noch. Da hilft halt selbst ein Halstuch nicht wirklich. Und nachdem ich 90 min Laufband geschafft hatte, dachte ich jetzt geht alles!

Und damit zu Berlin.
Wie gesagt es sollte das erste Mal 21,1 km werden. Das Training lief meist super und ich war zwar mega aufgeregt, aber ich wusste auch ich kann das schaffen.

Mein Ziel für Berlin: einfach ins Ziel kommen und wenns irgendwie geht vielleicht nicht mehr als 3 Stunden brauchen.

Aber erstmal auf die Messe zum Tempelhof. Startnummer und Beutel abgeholt. Und vielleicht noch ein bisschen aufgeregter geworden. War einfach ein tolles Gefühl. War aber auch ziemlich cool da am Tempelhof. Die alten Schalterhallen und Schilder überall. Sehr viel Geschichte. Messe war auch super fand ich.
Viele unterschiedliche Aussteller und natürlich haben wir in jeder Fotobox nen Halt gemacht. Und bei Adidas und Hoka sogar noch was gewonnen. Yeah mehr Flaschen im Regal und Stirnbänder in der Schublade.

Der Samstag zeigte sich leider nicht von seiner besten Seite und es regnete den ganzen Tag. Hat uns nicht davon abgehalten raus zu gehen. Markus ist sogar noch 15 km morgens gelaufen. Ich bin nur kurz nach Trainingsplan 30 min um den Block gelaufen. Dann sind wir los um uns etwas Berlin anzuschauen. Nachdem wir dann aber völlig durchnässt am Checkpoint Charly standen, haben wir beschlossen dann doch lieber langsam zurück ins Hotel zu gehen und das Sightseeing auf Montag früh zu verschieben. Waren ja beide auch nicht zum ersten Mal dort. Also alles easy.

Markus startete nicht, weil er mich voll supporten wollte. Und er war der beste Support, den man sich vorstellen konnte. Inkl. Fussmassagen und darauf achten, dass ich in den Tagen zuvor auch immer genug trinke. Und morgens vorm Start auch ganz genau aufgepasst, dass ich genug frühstücke und mir eingeschärft an jeder Station auch was zu trinken. Wettkampfverpflegung! Auch die Anordnung ein Gel vorm Start zu nehmen und eins während dem Lauf kam von ihm. Und das war so wichtig. Vergesse ich bzw. vernachlässige ich sonst immer sehr.

Am Sportlereingang dann morgens von ihm verabschiedet und dann stand ich erstmal ne halbe Stunde in der Kloschlange und fror. Scheisse war das kalt und der Wind- wieso nochmal habe ich auf die Jacke verzichtet!? Verdammt- ich werd bestimmt erfrieren – das waren die Gedanken.

Dann endlich Toilette und los zu Startblock G. Noch 30 min. Zeit nochmal Pipi zu machen. Diesmal nur 5 Min warten. Yeah. Aber das Warten war irgendwie auch ne gute Ablenkung.

Dann endlich im Startblock. Ich war mehr freudig aufgeregt als nervös. Ein gutes Zeichen. Ich hatte einfach so Bock endlich zu laufen.

Und dann ging’s los. Und es war geil. Die ganzen Menschen, die mit mir liefen und dann diese ganzen vielen Zuschauer. Und das obwohl das doch der letzte Startblock war. Überall Bands, Ghettoblaster und Menschen. Sarah meinte davor noch “Du schaffst das, denn Berlin wird dich tragen“ Und oha Berlin hat mich getragen.

Bei km 10 habe ich dann auch Markus an der Seite entdeckt. Der war auch voll gehyped und schrie mir zu“ Du bist voll in deiner Zeit. Du siehst super aus. Weiter so“. Und ich nur so geantwortet „ Ich weiß. Es ist so toll. Es läuft super“. Hab ihn dann noch zweimal gesehen und das war jedes Mal echt toll. Auch wenn ich am Ende nicht mehr ganz so super aussah.

Es war unglaublich. Es fiel am Anfang so leicht zu laufen und ich musste mich oft bremsen nicht schneller zu werden. Hab mich ganz oft an andere Läuferinnen drangehängt um mein Pace zu halten. Ganz oft auch welche überholt.

Meine schnellsten 15 km. Es lief einfach so gut. Ich habe aber trotzdem penibel drauf geachtet nicht schneller als 7.30 zu werden. Hatte Angst, dass ich sonst das Tempo nicht durchhalte. Was mir dann aber km 15/16 zu schaffen gemacht hat, war der Wind. So langsam verabschiedete sich die Luft und das Keuchen und nach Luft schnappen kam. Dazu dann noch dieser doofe Rückenschmerz. Der war seit einigen Wochen immer mal wieder mein treuer Begleiter. Dank Tape aber diesmal erst spät bei Km17 und ich hab ihn versucht wegzuignorieren. Ging auch gut. Einfach immer weiter laufen.

Im Kopf auch immer wieder der Gedanke: Sei eine stolze Läuferin. Aufrecht. Nach vorne schauen. Egal wie langsam Du bist- sei stolz. Seit dem Laufseminar bei Kickass ist das irgendwie mein Mantra. Und 21,1 km sind 21,1 km- egal in welchem Tempo.

Erste kurze Gehpausen. Nicht gut, aber musste sein. Kurz sortieren und wieder anlaufen.
Bei km 20 nochmal ganz kurz ne Gehpause bevor es nach links ging. Ich wusste links kommt gleich das Brandenburger Tor. Dann liefs wieder und ich bin gefühlt ins Ziel geflogen (sieht auf den Bildern komischerweise ganz anders aus- kann ich mir nicht erklären LOL). Mir kamen die Tränen und ich glaube das war einer der geilsten und glücklichsten Momente meines Lebens.

Durch das Brandenburger Tor und dann durchs Ziel zu laufen.
In 2 h 46 min 19 sek. Für mich absolut in Ordnung. Denn darum ging’s nicht. (Auch wenn im Kopf jetzt hinterlegt ist, dass 2.30 irgendwann ganz nice wär)

Und schon bevor ich da durch bin, wusste ich, dass machste nochmal. Dieses Gefühl willst du nochmal.
Also nichts von wegen mal einen Halbmarathon machen und dann wieder auf anderes konzentrieren.
Ne das wird wiederholt.

Jemand meinte zu mir, dann kannste ja nun auch auf nen Marathon trainieren- ähm nö. So vernünftig bin ich und meine Ärztin sagt da auch nein. Die Belastung wäre zu groß.
Dann lieber sehr glücklich und zufrieden im Ziel nach 21,1 km ankommen.

Danke Markus. ❤️
Danke BERLIN.

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